
Die BG Verkehr hat vor dem Hintergrund der Vision Zero, einer Arbeitswelt ohne Unfälle, die Absturzumstände am Fahrerhaus sowie rund um die Arbeit mit und auf Lkw-Aufbauten analysiert. Die Sondererhebung beruht auf 244 ausgewerteten Fragebögen. Diese behandelten meldepflichtige und nicht meldepflichtige Absturzunfälle.
Absturzunfälle
Am Fahrerhaus
- Abstürze traten hauptsächlich beim Ein- und Aussteigen in und aus dem Fahrerhaus auf.
- Knapp ein Viertel der untersuchten Unfälle führte zu schweren Verletzungen.
- Häufig erlitten die Verunfallten Prellungen, Frakturen und Bänderdehnungen.
- Schulter, Knie, Sprunggelenk und Kopf waren besonders oft betroffen.
- Bei etwa zwei Dritteln der Unfälle ereignete sich der Absturz auf dem Gelände eines Fremdbetriebs.
- In etwa einem Viertel der Unfälle wirkten die Witterungsverhältnisse (vor allem Regen) mit.
- Die Hälfte der Verunfallten rutschte ab.
Von Lkw-Aufbauten
- Über ein Drittel der Verunfallten erlitt schwere Verletzungen, die zu einem Krankenhausaufenthalt führten.
- Ein Drittel der Verunfallten brach sich Knochen.
- 13 Prozent der Betroffenen verletzten sich am Kopf, wenn sie von der Ladefläche abstürzten.
- Über ein Drittel der Unfälle ereignete sich auf dem Gelände eines Fremdbetriebs.
- Nur in einem Fünftel der Fälle spielten Witterungsverhältnisse wie Regen oder Eis eine Rolle.
- Lediglich bei 60 Prozent der Unfälle lag eine angemessene Gefährdungsbeurteilung vor.
- In etwa der Hälfte der Fälle unterwiesen Betriebe ihre Beschäftigten zum Thema „Absturzgefahren“.
- In einem Drittel der Unternehmen waren ähnliche Unfälle bereits bekannt.
- In 61 Prozent der Fälle lag eine Gefährdungsbeurteilung für die ausgeführte Tätigkeit vor, die als angemessen galt.
- 38 Prozent der Betriebe hatten Absturzrisiken bereits vorab analysiert und in die Gefährdungsbeurteilung integriert.
- Zwei Drittel der Betriebe unterwiesen ihre Beschäftigten zum Thema „Absturzgefahren rund um das Fahrzeug“.
- Ähnliche Unfälle oder Beinahe-Unfälle waren in knapp 40 Prozent der Unfalluntersuchungen im Betrieb bereits bekannt.
- In zwei Dritteln der Fälle wurden Beschäftigte dazu angehalten, mangelhafte Tritte oder Haltegriffe zu melden.
Die Untersuchung deckt auf, wo Verbesserungspotenzial liegt, um Abstürze zu vermeiden. So hing die Schwere der Verletzung oft von der Absturzhöhe ab: Abstürze von Lkw-Aufbauten führten häufig zu schwereren Verletzungen wie Frakturen oder Mehrfachverletzungen und in 64 Prozent der Fälle zu einem Krankenhausaufenthalt. Auch wenn die Abstürze aus der in der Regel niedrigeren Höhe des Fahrerhauses zu weniger schweren Verletzungen führten, so waren auch diese häufig mit längerer Arbeitsunfähigkeit verbunden. Die Daten zeigen außerdem: Verunfallte stürzen oft von der Ladefläche, während sie vom Aufstieg des Fahrerhauses eher abrutschten. In beiden Fällen spielte auch das Wetter eine Rolle.
Präventionsmaßnahmen
- Aktualisieren Sie regelmäßig Ihre Gefährdungsbeurteilung und leiten Sie daraus Inhalte für Unterweisungen ab.
- Die Unternehmensleitung sollte Beinahe-Unfälle analysieren und daraus Maßnahmen ableiten.
- Achten Sie bei Regen, Eis und Schnee auf rutschfeste Bedingungen an und um das Fahrzeug. Eis und Schnee müssen umgehend entfernt werden, um Abstürze zu verhindern.
- Seien Sie vorsichtig beim Fahrzeugwechsel, da Trittstufen, Haltegriffe, Arbeitsplätze und Absturzsicherungen je nach Fahrzeugtyp unterschiedlich sind.
- Lassen Sie beschädigte Einrichtungen zum sicheren Erreichen und Verlassen des Fahrerhauses und von Arbeitsplätzen an Fahrzeugen sofort reparieren.
- Tragen Sie rutschfeste Sicherheitsschuhe, die den Fuß sicher umschließen, um das Herausrutschen aus Schuhen sowie das Ausrutschen und Abrutschen vom Fahrzeug möglichst zu verhindern.
Viele Unfälle sind auf das Verhalten der Beschäftigten zurückzuführen, das zeigt die Untersuchung. Deshalb sind Unterweisungen besonders wichtig. Nutzen Sie Beinahe-Unfälle, um auf Gefahren aufmerksam zu machen. Das sollte sich auch in der Gefährdungsbeurteilung widerspiegeln. Weisen Sie neue Beschäftigte gezielt auf Absturzrisiken hin, zum Beispiel auf den sicheren Einstieg ins Fahrerhaus oder Unterschiede bei Trittstufen bei einem Fahrzeugwechsel. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeitenden aktiv unterstützen, um Unfallrisiken und Ausfalltage zu verringern. Wer gut unterwiesen ist, bleibt gesund und fällt nicht durch einen Absturzunfall wochenlang aus.
Michael Fischer
Referent für Präventionsschwerpunkte bei der BG Verkehr
Weiterführende Informationen
Vision Zero
Schwerpunkt der Präventionsarbeit der BG Verkehr
„Ein- und Aussteigen“
Unterweisungskarte G12 der BG Verkehr
Rund ums Fahrerhaus
Informationen auf der Internetseite der BG Verkehr