Mitarbeiter auf dem Rollfeld entfernt Warnhütchen
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Etwa halbjährlich filtert die BG Verkehr die schwersten und in der Heilbehandlung kostenintensivsten Unfälle aus 2.500 gemeldeten heraus, um das Bild vom Unfallgeschehen abzurunden. Dabei zeigt sich, dass schon kleine Unachtsamkeiten schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können. Die aktuelle Auswertung für die Luftfahrtbranche zeigt: Stolpern, Rutschen oder Stürzen führen die Liste der gravierendsten Unfälle an. Diese zählen zugleich zu den kostspieligsten, was nicht nur die Unternehmen finanziell belastet, sondern auch die Beiträge der Mitglieder der BG Verkehr steigen lässt. 

„Die Unfallart Stolpern, Rutschen oder Stürzen ist für alle Branchen hoch. In der Luftfahrt kommt dazu, dass viele Beschäftigte sich außerhalb eines vertrauten Betriebsgeländes bewegen müssen – oft sogar international. Ein Fahrzeug zu betreten oder zu verlassen bedeutet immer auch, einen Höhenunterschied meistern zu müssen. Das gilt für das Verkehrsflugzeug genauso wie für den Crewbus. Oft werden außerdem Gepäck oder Gegenstände mitgeführt. Die Lichtverhältnisse sind sehr unterschiedlich, dazu kommen Witterungseinflüsse, möglicherweise Zeitverschiebung und dergleichen“, erklärt Martin Küppers, Leiter des Kompetenzfelds Arbeitssicherheit und Regelwerk bei der BG Verkehr. So stürzte eine Flugbegleiterin über die Rampe eines Busses in Indien und brach sich das Sprunggelenk (Kosten: rund 66.000 Euro). Eine Check-in-Mitarbeiterin verletzte sich beim Rückwärtsgehen am Lendenwirbel (rund 36.000 Euro). Ein Operator im Vorfeldbetrieb rutschte auf nassem Untergrund aus und brach sich das Sprunggelenk (rund 34.000 Euro). Hinter diesen Beträgen stehen lange Heilverläufe, bis die Betroffenen ihre Tätigkeit wiederaufnehmen können. Für die Unternehmen bedeutet dieser Ausfall eine erhebliche finanzielle Belastung. 

Gefahren auf dem Arbeitsweg

An zweiter Stelle der Statistik stehen Wegeunfälle. So brach ein Gepäckabfertiger an einer Bushaltestelle unterzuckert zusammen und brach sich dabei den Halswirbel. Infolgedessen lag er vier Wochen im Koma (rund 125.000 Euro). Ein Verwaltungsangestellter stürzte ohne Helm vom E-Scooter und zog sich ein Schädel-Hirn-Trauma zu (rund 97.000 Euro). Ein Pilot prallte mit seinem Motorrad auf ein vorausfahrendes Fahrzeug und brach sich den Oberschenkel (rund 72.000 Euro). 

Auffällig in der Statistik ist der Fall einer Flugbegleiterin während einer Dienstreise nach Malabo (Afrika): Mücken stachen sie, woraufhin die Versicherte an Malaria erkrankte. Die Infektion führte zu Organversagen und einer schweren Lungenentzündung (rund 52.000 Euro). Zum Thema Malaria berichten wir ausführlich im Beitrag "Mücken, Malaria, Medikamente".

 „Die Statistik zeigt, dass zehn Prozent der gemeldeten Unfälle etwa 50 Prozent der Kosten verursachen“, sagt Küppers. Die Vielfalt der Unfälle macht deutlich, wie unverzichtbar umfassende Präventionsmaßnahmen bleiben. Besonders bei Stolper-, Rutsch- oder Sturzunfällen sowie bei Wegeunfällen mangelt es häufig an Aufmerksamkeit. Aufklärung und gezielte Unterweisungen können hier entscheidend zur Vermeidung beitragen. Führungskräfte müssen gemäß der Vision-Zero-Präventionsstrategie eine Vorbildfunktion übernehmen. Ihr konsequentes Engagement schafft die Grundlage für unfallfreies Arbeiten.

Dr. Marc Sgonina
Redaktion SicherheitsProfi