
Multikopter sind unbemannte Luftfahrzeuge, die per Fernsteuerung oder automatisch fliegen und in der Regel mit drei oder mehr Rotoren ausgestattet sind. Ihre Bauweise ist mechanisch simpel: Der Auftrieb entsteht durch senkrecht wirkende Rotoren, die sich in einer Ebene drehen. Die Flugbewegungen erfolgen allein durch die veränderten Motordrehzahlen. Dieses einfache Prinzip sorgt – in Kombination mit elektronischen Stabilisierungssystemen – für ein besonders gutmütiges Flugverhalten.
Multikopter lassen sich dank moderner Navigationstechnik vielseitig einsetzen: Im Freien führen sie vor allem Inspektionen durch, vermessen Gelände oder beobachten Umweltveränderungen. Auch bei der Verkehrsüberwachung sowie bei Rettungs- und Feuerwehreinsätzen unterstützen sie zuverlässig. In Innenräumen helfen sie beispielsweise dabei, Bestände zu erfassen oder Transportgüter zu bewegen. Besonders attraktiv sind Multi-kopter, weil sie vergleichsweise wenig kosten. „Das heißt aber nicht, dass Multikopter ein risikoarmes Arbeitsmittel sind. Wer glaubt, dass sie leicht zu bedienen sind, irrt. Es braucht eine Ausbildung, damit diese Geräte gefahrlos eingesetzt werden können“, erklärt Stephan Elfert, Fachreferent für Drehflügler bei der BG Verkehr.
Typische Einsatzgebiete
Im Freien:
- Inspektionsflüge (zum Beispiel Bahnstrecken und Windkraftanlagen)
- Vermessungsarbeiten
- Medienproduktion
- Umwelt- und Naturschutz
- Verkehrsüberwachung
- Rettungs- und Feuerwehreinsätze
In Innenräumen:
- Inventuren
- Transport und Lagerlogistik
- Kontroll- und Prüfaufgaben
Begriffserklärung
- Drohnen sind alle ferngesteuerten Geräte – egal ob sie am Boden, zu Wasser oder in der Luft eingesetzt werden.
- Unbemannte Luftfahrtsysteme (ULS)
bestehen aus einem unbemannten Fluggerät und der zugehörigen Kontrollstation. Sie
werden nicht zu Sport- oder Freizeitzwecken betrieben und gelten rechtlich als Luftfahrzeuge. - Multikopter sind Drohnen mit mehr als einem Rotor (Propeller), die auf einer oder mehreren Ebenen angeordnet sind. Sie werden sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich eingesetzt.
Klare Regeln einhalten
Für Multikopter gelten klare gesetzliche Vorgaben. Multi-kopter mit einem Startgewicht von mehr als 0,25 Kilogramm müssen eine Plakette tragen. Diese Plakette enthält den Namen sowie die Adresse der Halterin oder des Halters und muss feuerfest angebracht sein. Ab einem Startgewicht von zwei Kilogramm brauchen Pilotinnen und Piloten einen speziellen Kenntnisnachweis, der ihre Flugkompetenz belegt.
Seit 2021 gelten europaweit einheitliche Regelungen für den Einsatz von Multikoptern. Die EU unterscheidet verschiedene Betriebskategorien, die sich am Risiko des Flugbetriebs orientieren. Die sogenannte offene Kategorie umfasst Flüge mit geringem Risiko – zum Beispiel unterhalb von 120 Metern und immer in Sichtweite. Flüge außerhalb dieser Vorgaben, etwa bei Nacht oder über Menschen-ansammlungen, erfordern eine entsprechende Genehmigung und fallen unter die „spezielle“ oder „zulassungspflichtige“ Kategorie. Zudem besteht für alle Multikopter im gewerblichen Einsatz Versicherungspflicht. Eine private Haftpflichtversicherung reicht dafür nicht aus – erforderlich ist eine Halterhaftpflichtversicherung.
Für alle Multikopter im gewerblichen Einsatz besteht Versicherungspflicht.
Arbeitsschutz vor dem Start
„Der sichere Betrieb eines Multikopters beginnt lange vor dem Abheben“, sagt Elfert. Unternehmen müssen bereits im Vorfeld eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung erstellen. Dabei klären sie, welche Gefährdungen beim Verwenden des Multikopters für das Bedienpersonal und das Umfeld entstehen und wie diese bestmöglich vermieden oder verringert werden können. Mögliche Risiken sind etwa ein Absturz, der Kontakt mit den sich drehenden Rotoren oder Gefährdungen durch defekte Akkus. Wichtig: Die Gefährdungsbeurteilung ist kein einmaliger Vorgang. Unternehmen müssen sie regelmäßig überprüfen und bei veränderten Bedingungen anpassen. Erst wenn die Gefährdungen und die passenden Schutzmaßnahmen dem Unternehmen bekannt sind, sollte ein Multikopter überhaupt zum Einsatz kommen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Auswahl des Bedienpersonals. Nur wer fachlich qualifiziert und gesundheitlich geeignet ist, darf einen Multikopter steuern. Entscheidend sind unter anderem gutes Sehvermögen, schnelle Reaktio-nen und ein sicherer Umgang mit dem Gerät. Außerdem muss das Unternehmen die Bedienperson schriftlich beauftragen und regelmäßig unterweisen. Besonders bei Multikoptern mit einem Gewicht ab zwei Kilogramm benötigen Pilotinnen und Piloten einen EU-Kompetenznachweis oder sogar ein EU-Fernpilotenzeugnis.

Checkliste vor dem Abheben
- Funktionieren Multikopter und Steuerung einwandfrei?
- Sind Rotoren und Schutzvorrichtungen unbeschädigt?
- Ist der Akku vollständig geladen?
- Wurde der Flugeinsatz geplant und das Risiko bewertet?
- Wurden Wetterlage und Sichtverhältnisse geprüft?
Gute Vorbereitung ist das A und O
Bevor der Multikopter startet, ist eine gründliche Kontrolle Pflicht. Funktioniert die Steuereinheit? Sind die Rotoren in einwandfreiem Zustand? Ist der Akku vollständig geladen? Während des Flugs spielen auch äußere Einflüsse wie Wind, Temperatur oder Lichtverhältnisse eine wichtige Rolle. „Hier sind die Vorgaben des Herstellers entscheidend. Die meisten Multikopter bekommen bei starkem Wind oder Regen Probleme“, sagt Elfert.
Bei längeren Steuerzeiten kann der ständige Blick in den Himmel Nackenverspannungen verursachen. „Deshalb lohnt es sich, die Steuerung mit Haltegurten auszustatten und ergonomisch gestaltete Bedienelemente zu nutzen. Zusätzlich erleichtert ein entspiegelter Bildschirm die Arbeit bei Sonnenschein“, erläutert Elfert.

Haltegurte an der Steuerung entlasten bei längeren Flügen den Nacken.
Wenn es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall kommt, muss das Gerät vor dem nächsten Einsatz von einer qualifizierten Person geprüft werden. Auch regelmäßige Wartungen und Sicherheitskontrollen sind unerlässlich, um den Multikopter in einem technisch einwandfreien Zustand zu halten. „Die Prüffristen dafür legt der Unternehmer fest. Nicht die Größe oder das Gewicht ist entscheidend, wann der Multikopter gewartet werden muss. Wichtig ist, wie häufig er genutzt wird und unter welchen Bedingungen”, ergänzt Elfert.
Multikopter können heute beim Arbeitseinsatz unter-stützen. Wer die Vorschriften kennt, Gefährdungen im Blick behält und regelmäßig Schulungen sowie sorgfältige Kontrollen durchführt, kann die Vorteile der Technik sicher nutzen.
Dr. Marc Sgonina
Redaktion SicherheitsProfi
Weiterführende Informationen
Sicherer Umgang mit Multikoptern (Drohnen)
DGUV Information 208-058
Grundlagen und Tipps für die sichere Verwendung
FBHL-014: Einsatz von Multikoptern (Drohnen)