Foto einer lächelndne Flugbegleiterin, die einen Koffer in das obere Gepächfach verräumt
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Auf Reisen gilt: Je leichter das Gepäck, desto besser. Wer den Koffer packt, prüft am besten kritisch, was wirklich nötig ist. Denn im Lauf der Zeit sammelt sich im Flight Kit einiges an. Was einmal nützlich schien, wird schnell zur Dauerlast im Gepäck – und damit zur unnötigen Schlepperei für den Rücken.

Beim Anheben entscheidet die Technik: Möglichst nah an den Koffer treten, die Füße hüftbreit platzieren, den Rücken bewusst gerade halten und die Kraft aus den Beinen nutzen. Verdrehungen der Wirbelsäule sind tabu. Asymmetrien bei der Belastung vermeiden. „Auch wenn manchmal nur eine Hand beim Heben reicht, lieber beide Hände nutzen. Zudem niemals beim Anheben einen runden Rücken machen. Zusätzlich sollte man ruckartige Bewegungen vermeiden“, zählt Peter Staab, Referat Ergonomie bei der BG Verkehr, die Don’ts auf. Auch kleine Details zählen – zum Beispiel zuerst den Koffer in den Crewbus stellen und danach selbst einsteigen.

Illustration eines Mannes, der Ellenbogen-Planks auf einer Trainingsmatte macht
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Die Ellenbogen-Plank ist eine statische Ganzkörperübung, bei der Sie sich auf Unterarme und Fußspitzen stützen und den Körper in einer geraden Linie halten.

Trolleys bewegen

Doch nicht nur das Heben, auch das Schieben und Ziehen von Trolleys sind Belastungen. Für eine Studie der BG Verkehr aus dem Jahr 2004 wurden über 500 Schiebe- und Ziehvorgänge auf verschiedenen Flügen dokumentiert – die meisten dauerten nur wenige Sekunden, summierten sich aber über den gesamten Service. Dabei wurden rund 76 Prozent der Trolleys geschoben. Heute ist der Anteil deutlich geringer. Service wie Catering oder Bordverlauf findet nur noch auf Mittel- und Langstreckenflügen statt. Die Beanspruchung mag also von damals abweichen, die Belastungsart ist nach wie vor dieselbe.

Die Studie schlüsselt außerdem auf, wie oft die Crew tatsächlich mit den Trolleys hantiert. Während eines Flugs von durchschnittlich zweieinhalb Stunden bewegt eine Flugbegleiterin oder ein Flugbegleiter zwischen 31- und 82-mal einen Wagen. Und das dauert in Summe 40 Sekunden bis zwei Minuten. Besonders zu Beginn des Bordservices ist die Belastung höher, weil die Wagen dann am schwersten sind. Damit wird klar: Es geht nicht um einzelne Handgriffe, sondern um eine ständige Wiederholung, die den Rücken über die Flugdauer beansprucht.

Wie hoch die Belastungen sind, zeigt eine Befragung der BG Verkehr unter 114 Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern. Auf einer Skala von 0 (kaum belastend) bis 5 (sehr belastend) bewerteten Frauen ihre körperliche Beanspruchung mit durchschnittlich 3,2 Punkten, Männer mit 2,7. Besonders kritisch war der Steigflug, gefolgt vom Sinkflug: Durch den geneigten Kabinenboden und das volle Trolley-Gewicht empfanden viele hier die Belastung als am höchsten. Die am schwersten belastete Körperregion ist dabei der Rücken. Das gaben in der Studie 38 Prozent der befragten Flugbegleiterinnen an. Bei Männern lag der Wert für den unteren Rücken bei 23 Prozent. Nacken und Schultern folgten bei beiden Geschlechtern direkt danach. Ein weiterer Aspekt: Bei Überladung oder schlecht gewarteten Rollen wird beim Schieben der Trolleys der Körper zusätzlich belastet.

Illustration der Dehnübung "Superman"
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Bei der Dehnübung „Superman“ werden Rücken- und Bauchmuskulatur trainiert. Legen Sie sich dafür flach auf den Bauch und strecken Arme und Beine aus. Heben Sie langsam und kontrolliert Arme, Oberkörper und Beine gleichzeitig vom Boden ab. Halten Sie diese Position einige Sekunden. Zu Anfang starten Sie am besten mit vier Wiederholungen.

Rücken stärken – jeden Tag ein bisschen

Heben und Tragen sowie Schieben und Ziehen gehören zum Beruf. Umso wichtiger ist es, den Körper darauf vorzubereiten. Nur weil der Rücken nicht schmerzt, heißt das nicht, dass alles in Ordnung ist. „Anzeichen für eine Überlastung zeigen sich oft erst nach längerer Zeit, wenn die Anforderungen dauerhaft höher sind als die eigene Belastbarkeit. Oft kommen dann die körpereigenen Warnsignale spät oder bedeuten schon fortgeschrittene Veränderungen. Daher ist es wichtig, präventiv zu handeln und den Rücken fit zu halten für die Beanspruchung im Flug-dienst“, sagt Staab. Und dafür hat er auch ein paar Tipps: „Es ist wichtig, nicht nur die Rückenmuskulatur, sondern die gesamte Rumpfmuskulatur zu kräftigen, um Dysbalancen zu verhindern.“

So können Belastungen der passiven Strukturen (zum Beispiel der Bandscheiben) reduziert werden. Übungen, die man auch ohne Gewichte oder Studio durchführen kann, sind: Unterarmstütz/Plank oder der „Superman“. Für den oberen Rücken ist die „Sphinx“ eine gute Übung. Das gilt allerdings alles nur für Personen, die noch keine Rückenerkrankung oder chronisches Rückenleiden haben. „Wenn man eine Rückenerkrankung oder Einschränkungen hat, sollte man Arzt oder Physiotherapeut zu Rate ziehen, welche Übungen geeignet sind“, erklärt Staab. Tägliche Dehnübungen lockern Muskeln und Faszien rund um die Wirbelsäule, gezieltes Training für Bauch, Rücken und Beine gibt zusätzliche Stabilität. Wer beide Körperhälften gleichmäßig belastet, verhindert muskuläre Dysbalancen. Und nicht zu vergessen: Angemessene Kleidung, die warm hält, schützt Muskeln und Bänder.

Viele Krankenkassen zahlen inzwischen Präventionskurse oder bieten Online-Programme an. Mitmachen lohnt sich – nicht nur für die Gesundheit, sondern auch fürs Wohlbefinden. Wer regelmäßig trainiert, merkt schnell, dass Verspannungen weniger werden und der Rücken flexibler bleibt.

Illustration einer Frau bei der Rückenübung "Sphinx"
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Die Rückenübung „Sphinx“ wird in Bauchlage durchgeführt, wobei die Unterarme unter den Schultern aufgestützt sind und der Oberkörper sanft aufgerichtet wird. Sie stärkt die untere Rückenmuskulatur und fördert eine gesunde Wirbelsäulenaufrichtung.

Gemeinsam heben, sicher helfen

Besonders sensibel ist die Hilfe für Passagierinnen und Passagiere mit eingeschränkter Mobilität. Beim Umsetzen in den Bordrollstuhl: Zeit lassen, darauf achten, dass die Bauchmuskulatur bereits zu Beginn des Hebevorgangs Spannung hat, und jede Hilfe annehmen, die angeboten wird. Es ist sinnvoll, rechtzeitig um Hilfe zu bitten.

Kolleginnen, Kollegen oder Begleitpersonen können entscheidend dazu beitragen, dass die eigene Wirbelsäule weniger stark belastet wird.

Ordnung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Durchgänge, Türen und Treppen bleiben frei – an Bord genauso wie am Boden. Sorgfältig abgestelltes Gepäck verhindert Stolperfallen und erhöht die Sicherheit von Crew und Gästen und entlastet den Rücken. Trolleys benötigen regelmäßige Wartung. Sie sollen bei Steig- und Sinkflug gar nicht benutzt werden, um die Muskeln von Mitarbeitenden zu schonen. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit im Alltag und einer Prise Rückenfreundlichkeit starten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter nicht nur sicher in die Luft – sie landen auch entspannter wieder auf dem Boden. 

Dr. Marc Sgnonina
Redaktion SicherheitsProfi

Foto eines lächelnden Flugbegleiters beim Servieren der Getränke am Trolley
© Deutsche Lufthansa AG; Fotograf: Oliver Roesler
Heben und Tragen sowie Schieben und Ziehen gehört zum Berufsbild von Flugbegleiterinnen und -begleitern.