
Auch im 21. Jahrhundert leidet die Bevölkerung Afrikas unter der Malaria: Etwa eine halbe Million Menschen sterben nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation jährlich nach einer Infektion durch einen scheinbar banalen Mückenstich. Darunter sind besonders viele Kinder. Die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung der Malaria sind enorm. Aufklärung, Schulung von medizinischem Personal in Diagnostik, erste Kinder-Impfkampagnen in Hochrisikoländern. Gefährdet sind allerdings auch Menschen, die sich nur kurze Zeit in einem Risikogebiet aufhalten. Denn die Mücken, die mit ihrem Speichel den Erreger in den menschlichen Körper übertragen, machen keinen Unterschied zwischen Einheimischen, Menschen, die Urlaub machen, oder Geschäftsreisenden. Ein einziger Stich einer infektiösen Mücke genügt, um lebensgefährlich an Malaria zu erkranken.
Das Robert-Koch-Institut meldete für das vergangene Jahr 934 Fälle in deutschen Laboren nachgewiesener Malaria-infektionen (Stand März 2025). Damit sind nach dem Einbruch der Infektionszahlen im Corona-Jahr 2020 die Spitzenwerte der Jahre 2014 bis 2019 wieder erreicht.
So sorgen Sie gut für sich
- Regelmäßig wiederkehrend: arbeitsmedizinische Vorsorge und Informationen rund um Malaria nutzen!
- Vor, während und nach dem Aufenthalt im Risikogebiet: medikamentöse Vorbeugung genau nach Schema nehmen!
- Während des Aufenthalts: Über den gesamten Zeitraum Mücken abwehren durch Netze, lange Kleidung, Abwehrspray auf Haut und Kleidung!
- Bei unklaren Beschwerden danach: immer Arzt oder Ärztin über Auslandsaufenthalt informieren, auf schnelle Malariadiagnostik drängen, falls erforderlich selbst telefonisch Kontakt mit einer tropenmedizinischen Ambulanz aufnehmen.
Namentliche Meldepflicht für Flugpersonal
Seitdem Mitte 2023 die namentliche Meldepflicht eingeführt wurde, ist eine tiefergehende Ermittlung zu den erkrankten Personen durch die örtlichen Gesundheitsämter möglich. Jetzt kann man die Infektionswege besser verfolgen und einen Mehrbedarf an Information und Aufklärung für einzelne Risikogruppen erkennen.
Flugpersonal stellt neben den beruflich Reisenden eine eigene Risikogruppe dar. Wird eine Infektion festgestellt, ist die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt verpflichtet, eine Verdachtsanzeige auf eine Berufskrankheit an den Unfallversicherungsträger zu schicken. Die BG Verkehr ermittelt in elf Fällen für das Erkrankungsjahr 2024. In den Jahren vor der namentlichen Meldepflicht gab es nur etwa halb so viele Verdachtsanzeigen.
Malariainfektion kann tödlich enden
Fast immer bemerken die Betroffenen nach etwa zwei bis vier Wochen die ersten Symptome. „Typische Symptome“ bedeuten bei Malaria leider eher ein unspezifisches Krankheitsgefühl mit Kopf- oder Gliederschmerzen, vielleicht Fieber oder Symptome wie bei einem Magen-Darm-Infekt. Es ist fatal, wenn diese Beschwerden fehlgedeutet werden, weil weder die Betroffenen noch die behandelnden Ärztinnen oder Ärzte einen Zusammenhang zum Auslandsaufenthalt herstellen. Eine verzögerte Diagnose verschlechtert die Chance erheblich, eine Malariainfektion folgenlos zu überstehen.
In etwa der Hälfte der bei der BG Verkehr gemeldeten Fälle ist erfahrungsgemäß eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig, die Betroffenen sind häufig über Monate arbeitsunfähig. Jedes Jahr sieht die BG Verkehr bei ihren Versicherten bleibende Gesundheitsschäden, zum Beispiel ein dialysepflichtiges Nierenversagen oder Amputationen wegen Gewebezer-störung. Auch ein tödlicher Verlauf ist darunter.
Hinweis in eigener Sache
Seit Januar 2025 kontaktiert die BG Verkehr Malaria-erkrankte aus dem Bereich Luftfahrt, um Schutzmaßnahmen und Begleitumstände der Infektion zu erfragen. Die Teilnahme an dieser schriftlichen Befragung ist freiwillig, wird anonymisiert und hat keinen Einfluss auf das Berufskrankheiten-Verfahren. Bitte helfen Sie uns durch Ihre Teilnahme, den Infektionsschutz für alle Kolleginnen und Kollegen, die in Risikogebiete fliegen, zu optimieren.
Medikamente schützen nur bei korrekter Einnahme
Eigentlich eine gute Nachricht: Die Stoffkombination
Atovaquon/Proguanil (wie zum Beispiel in Malarone®) bietet einen zuverlässigen Schutz. Vorbeugende Medikamente wirken allerdings nur, wenn man sie korrekt einnimmt, also regelmäßig und im vorgeschriebenen Zeitraum. Daran scheitert es oft, denn im Anschluss an einen kurzen Aufenthalt in einem Malariagebiet möchten die meisten zu Hause nicht noch sieben Tage lang Tabletten schlucken. Verständlich, aber: Nur so können Sie den Ausbruch der Krankheit zuverlässig verhindern und das eigene Leben retten!
Wer sich gegen die Einnahme von vorbeugenden Medikamenten entscheidet, nennt häufig die Angst vor Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden. Selbstverständlich sind das Nebenwirkungen, die niemand gebrauchen kann. Aber ist denn wirklich sicher, dass ich selbst Bauchweh oder Durchfall bekomme – oder habe ich davon nur mal von anderen gehört? Magen-Darm-Beschwerden lassen sich recht gut mit anderen Medikamenten mildern. Noch mehr Medikamente? Verständlich, niemand will das – aber noch weniger möchte jemand eine Malaria bekommen. Fragt man Erkrankte hinterher, sagen fast alle, sie hätten das Risiko bagatellisiert und das gefährliche Ausmaß der Erkrankung unterschätzt. Als Ärztin rate ich deshalb dringend: Sprechen Sie in der arbeitsmedizinischen Vorsorge für Tropenreisende offen über Ihre Bedenken und lassen Sie sich zur Behandlung möglicher Nebenwirkungen beraten.
Dr. Kerstin Einsiedler
Arbeitsmedizinerin bei der BG Verkehr
Weiterführende Informationen
Deutsche Fachgesellschaft für Reisemedizin
www.fachgesellschaft-reisemedizin.de
Interaktive Karte der WHO mit Malaria-Risikogebieten
www.who.int