
Stolpern, rutschen, stürzen – das klingt nach schnell wieder aufstehen und weitergehen. So ist es ja auch oft. Allerdings stehen nach einem harmlosen Ausrutscher oder Sprung in Deutschland jedes Jahr Zehntausende Berufstätige mit überdehnten Bändern, gebrochenem Knöchel oder verletzter Schulter da. Es kann buchstäblich Jahre dauern, bis solche Verletzungen komplett ausheilen und die körperliche Einsatzfähigkeit wieder voll hergestellt ist. Und weil ein großer Teil der Versicherten der BG Verkehr körperlich arbeitet, dauert es häufig auch bei einfacheren Brüchen oder Bänderrissen viele Wochen, bis jemand wieder voll belastbar ist. Grund genug für die Verantwortlichen im Arbeitsschutz, etwas dagegen zu tun.
Stürze auf Treppen haben meist schlimmere Folgen als auf ebenen Flächen. Am häufigsten stürzen die Beschäftigten am Anfang oder Ende einer Treppe. Eine deutliche Markierung der Stufen sorgt für mehr Sicherheit.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Relativ einfach ist es, im Betrieb selbst alle Stolperfallen zu beseitigen. Die klassischen Methoden dafür sind ganz allgemein Ordnung und Sauberkeit, gut ausgeleuchtete Wege und Treppen, rutschfeste Bodenbeläge und Markierungen. Innerbetriebliche Fußwege und Bereiche, die für den Verkehr mit Fahrzeugen vorgesehen sind, sollte man deutlich kennzeichnen und voneinander trennen. Mögliche Stolperstellen, die man nicht beseitigen kann, müssen je nach Art der Stolperstelle durch einen auffälligen Hinweis in Form einer schwarz-gelb oder weiß-rot gestreiften Markierung als Gefahrstellen gekennzeichnet sein. Gibt es Gefahrenbereiche, die Fußgänger nicht betreten sollen, sorgen entsprechende Verbotszeichen für Übersicht.
Schwieriger wird es, sich selbst und den Beschäftigten ein paar wichtige Verhaltensweisen nahezubringen: langsam gehen, aufmerksam sein, sich trotz Zeitdruck im Straßenverkehr ruhig bewegen, die richtigen Schuhe tragen, weder irgendwo runterspringen noch hinaufklettern – damit wäre schon viel gewonnen. Bloß wie erreicht man die Einsicht? Ein Plakat mit erhobenem Zeigefinger aufzuhängen, bringt für sich genommen wenig. Sprechen Führungskräfte und Sicherheitsbeauftragte die Beschäftigten regelmäßig darauf an, wie man Stolper-, Rutsch- oder Sturzunfälle vermeidet, bleibt mehr hängen. Hier gilt das Prinzip: Steter Tropfen höhlt den Stein. Aber nur wer sich selbst an seine Vorgaben und Ratschläge hält, wird etwas erreichen.

Fallen kann man üben
Stolperunfälle lassen sich fast immer auf wenige typische Ursachen zurückführen: Umgebungsbedingungen, also zum Beispiel einen rutschigen Untergrund, falsche Schuhe, Ablenkung und nachlassende Konzentration sowie motorische Defizite. Außerdem lassen Koordinationsfähigkeit, Gleichgewichtssinn und Reaktionsfähigkeit des Menschen mit zunehmendem Alter nach.
Auch gestandene Profis rutschen auf glitschigen Böden aus, stolpern auf Stufen oder stürzen beim Aussteigen aus dem Fahrzeug.
Wer einmal erlebt hat, wie es ihm buchstäblich die Füße unter dem Körper wegreißt und wie schmerzhaft schnell die Landung folgt, ist anschließend vorsichtiger. Fallen lernen ist deswegen eine gute Übung – man lernt es in der Kindheit und muss es später erhalten, beispielsweise durch sportliche Betätigung.
Über einen Balken zu balancieren oder auch mit geschlossenen Augen (und Absturzsicherung) über einen Stolperparcours zu gehen, zeigt Defizite und ist gut als regelmäßiges Training geeignet.
Last, but not least: Schuhe, die zur Jahreszeit und zum Einsatzzweck passen, sind sehr nützliche Verbündete in der Sturzprophylaxe. Sicherheitsschuhe gibt es in vielen Ausführungen und für jeden Zweck.
Animationsfilm: Stolpern, Rutschen, Stürzen
Chronische Schäden sind möglich
Pro Jahr sind etwa 22.500 Versicherte der BG Verkehr länger als drei Tage arbeitsunfähig, weil sie gestolpert, ausgerutscht oder gestürzt sind. Nach Zerrungen, Stauchungen, Bänderrissen und Knochenbrüchen bleibt oft eine Einschränkung zurück, die besonders bei Belastung auftritt. Das gilt bereits für das einfache Umknicken, denn dabei werden die Bänder überdehnt und können in schweren Fällen auch reißen. „Zur Prävention von Stolperunfällen braucht man einen langen Atem“, sagt Wolfgang Laske, Leiter des Geschäftsbereichs Prävention der BG Verkehr. „Ich empfehle den Führungsverantwortlichen, die Beschäftigten dazu jährlich zu unterweisen. Dafür eignet sich zum Beispiel unser Animationsfilm „Stolpern, Rutschen, Stürzen“, den es kostenlos im Internet gibt. Und selbstverständlich sollten Vorgesetzte im Alltag mit gutem Beispiel vorangehen!“
Dorothee Pehlke
Redaktion SicherheitsProfi
Weiterführende Informationen
Stolpern, Rutschen, Stürzen
Animationsfilm der BG Verkehr
Zustellung zu Fuß
Informationen der BG Verkehr