
Ein Windstoß reichte und die geöffnete Heckklappe des Transporters schlug mit voller Kraft zu. Unglücklicherweise stand der Zusteller direkt darunter. Als das Klappenschloss seinen Kopf traf, verlor er das Bewusstsein.
„Wir gehen immer wie selbstverständlich davon aus, dass Türen und Klappen richtig funktionieren. Aber der Verschleiß der Fahrzeuge bei Kurier-, Express- und Paketdiensten ist ein ganz anderer als im ‚normalen‘ Alltag“, sagt Eberhard Brunck, Fachreferent für Transporter bei der BG Verkehr. „Eine Tür, die 300-mal am Tag auf- und zugemacht wird, hat völlig andere Lebenszyklen als eine Tür, die ich zweimal am Tag betätige.“ Hinzu kommt: Bauteile wie beispielsweise die Gasdruckdämpfer an der Heckklappe sind immer auch ein Kompromiss. Sind sie zu stark, bekommen nicht alle Beschäftigten die Klappe wieder zu. Sind die Dämpfer zu schwach, kann der Wind sie zuschlagen – und sie verschleißen noch schneller.
„Eine Tür, die 300-mal am Tag auf- und zugemacht wird, hat völlig andere Lebenszyklen als eine Tür, die ich zweimal am Tag betätige.“
Die Lösung: Wiederkehrende Prüfungen
In diesen Fällen hilft eine ganz einfache organisatorische Maßnahme: Die regelmäßige verpflichtende Prüfung von Fahrzeugen auf Betriebssicherheit gemäß DGUV Vorschrift 70. Viele kennen sie als „UVV-Prüfung“.
Sie ist deshalb so wichtig, weil sie nicht nur Prüfpunkte mit Bezug zur Verkehrssicherheit umfasst. „Betriebssicherheit umfasst Verkehrssicherheit und Arbeitssicherheit. Bei einer Hauptuntersuchung oder Sicherheitsprüfung ist eine umfängliche Prüfung der Türen beispielsweise kein Prüfgegenstand“, erklärt Brunck. Mit anderen Worten: Selbst ein als verkehrssicher eingestuftes Fahrzeug kann aus Sicht der Arbeitssicherheit „durchfallen“. Knapp 20 Punkte stehen beispielsweise auf der Prüfliste „Arbeitssicherheit – Transporter, Kastenwagen“. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung stellt sie als Praxishilfe für die wiederkehrenden Prüfungen bereit. „Türen und Klappen“ ist einer der ersten drei Prüfpunkte. Direkt danach folgen „Betätigungseinrichtungen“. Dazu gehört unter anderem, Türen und Klappen feststellen zu können, denn auch eine defekte, ungesicherte Heckflügeltür kann heftig und völlig überraschend zuschlagen.
Hinschauen und hinhören
Weitere stark beanspruchte Bauteile sind die Schiebetüren. „Eine Schiebetür muss sich von innen und von außen gleichermaßen leicht öffnen und auch wieder schließen lassen“, sagt Brunck. Gleichzeitig muss die vollständig geöffnete Schiebetür mit einer selbsttätigen Verriegelung gegen Zurückrollen gesichert sein. Wird die Tür schwergängig, deutet das auf einen Defekt hin – im schlimmsten Fall kann sie aus der Laufschiene fallen und schmerzhafte Fuß- oder Beinverletzungen nach sich ziehen.
Brunck betont die extreme Beanspruchung der Bauteile: „Die Mängel liegen nicht an einer schlechten Qualität der verbauten Teile. Ein Verschleiß ist einfach unvermeidbar. Uns ist wichtig, die Beschäftigten dafür zu sensibilisieren, dass sie genau hinschauen und auch hinhören“ (siehe Kasten rechts). Treten zwischen den wiederkehrenden Prüfungen Mängel auf, sollten sich die Beschäftigten direkt melden, damit das Fachpersonal sich die Probleme anschauen kann und nötigenfalls eine unternehmensweite Austausch- oder Verbesserungsaktion starten.
Für die Führungsverantwortlichen hat Brunck ebenfalls noch einen Tipp: „Erfassen Sie Unfälle und Schäden nicht einfach nur – werten Sie diese aus! Falls sich Muster ablesen lassen, kann das auch bedeuten, dass die wiederkehrenden Prüfungen künftig häufiger stattfinden und weitere Punkte ergänzt werden müssen.“
Moritz Heitmann
Redaktion SicherheitsProfi
Warnsignale für drohende Defekte
Verschleiß an Türen und Klappen macht sich bereits bemerkbar, bevor es zu Un- oder Ausfällen kommt. Diese Liste hilft, Mängel frühzeitig zu erkennen und sie direkt an geschultes Fachpersonal zu melden.
Gasdruckdämpfer der Heckklappe verschlissen
- Zunehmende Schwergängigkeit beim Öffnen
- Leichtes und immer stärker werdendes Nachgeben nach unten in der geöffneten Endstellung
- Quietschen beim Öffnen und Schließen
- Flüssigkeitsaustritt am Zylinder, Rost am Kolben
Schiebetür verschlissen
- Mahl- oder Knackgeräusche
- Übermäßiges Hängen der Tür, ins Schloss fallen lassen ist nur mit erhöhtem Kraftaufwand oder Anheben möglich
- Schwergängigkeit beim Öffnen und Schließen
Türschlösser verschlissen
- Erhöhter Kraftaufwand beim Öffnen und Schließen
- Schließt erst nach mehreren Versuchen
- Schleif- und Kratzspuren im Bereich der Schlösser sowie an den Tür-Einstiegen
Weiterführende Informationen
Fahrzeuge
DGUV Vorschrift 70
„Prüfung von Fahrzeugen auf Betriebssicherheit“ und Prüflisten „Transporter, Kasten-wagen“ bzw. „Pkw-Kombi“
DGUV Grundsatz 314-003