Fluggasttreppe an einem Flugzeug
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Fluggasttreppen gehören zum Alltag, bergen aber erhebliche Risiken. Viele Unfälle passieren, weil Sicherheitsmaßnahmen nicht konsequent umgesetzt oder einfache Regeln missachtet werden.

Unfallberichte zeigen, dass die meisten Vorfälle durch mehrere Faktoren verur­sacht werden. Ein Beispiel ist der Fall einer Flugbegleiterin, die nach einem langen Flug über die Treppe aussteigen wollte. Beim Abwärtsgehen knickte sie mit dem linken Fuß um, konnte sich nicht mehr festhalten und stürzte – mit der Folge einer doppelten Sprunggelenksverletzung. In einem anderen Fall übersah ein Fluggerätemechaniker eine Stufe und stürzte kopfüber die Treppe hinun­ter. Der Aufprall verletzte sein Knie und den Oberschenkel so stark, dass er für längere Zeit ausfiel. Beide Unfälle hätten sich mit ein­fachen Maßnahmen verhindern lassen: eine sichere Treppenkonstruktion, gute Beleuch­tung und achtsames Gehen auf den Stufen.

Fluggasttreppen bergen verschiedene Gefah­ren, die sich in mehrere Kategorien einteilen lassen. An erster Stelle stehen mechanische Ri­siken. Rutschige Stufen, beschädigte Geländer oder schlecht befestigte Plattformen können dazu führen, dass Personen den Halt verlieren und stürzen. Besonders problematisch sind Treppen mit defekten Nachführeinrichtungen. Diese passen die Höhe der Treppe an die Tür­schwelle des Flugzeugs an. Funktioniert die Nachführung nicht genau oder fällt sie ganz aus, entstehen Höhenunterschiede, die zur Stolperfalle werden. Gibt es keine automati­sche Nachführung, müssen die Treppenfah­rerinnen und -fahrer händisch die Treppenhö­hen anpassen und regelmäßig kontrollieren. Zudem muss die Treppe fest auf dem Boden stehen, um unkontrollierte Bewegungen oder ein Wegrollen zu verhindern.

Elektrische Gefährdungen

Neben mechanischen Risiken spielen auch elektrische Gefahren eine wichtige Rolle. So können defekte elektrische Anschlüsse oder beschädigte Steuerungen gefährlich werden. Selbstfahrende Fluggasttreppen müssen technisch einwandfrei funktionieren, um Kollisionen oder ein Einklemmen zwischen Treppe und Flugzeug zu vermeiden. Ein erhebliches Risiko ist daneben eine schlechte Beleuchtung, vor allem bei nächtlichen Abfertigungen oder schlech­ten Sichtverhältnissen. Wenn Treppen nicht vollständig ausgeleuchtet sind oder Lichtquellen ausfallen, steigt das Risiko, eine Stufe zu übersehen.

Eine weitere Gefährdung ist die Witterung. Regen, Schnee und Eis machen die Stufen extrem rutschig und erhöhen die Unfallge­fahr. Besonders bei niedrigen Temperaturen kann sich schnell eine vereiste Schicht auf den Trittflächen bilden, die kaum sichtbar ist. Windböen sind ebenfalls gefährlich, da sie Personen auf der Plattform der Treppe aus dem Gleichgewicht bringen können. Hier helfen rutschfeste Stufenbeläge, regelmäßi­ges Streuen bei Glätte und das Absichern der Treppen gegen unkontrollierte Bewegungen durch den Wind.

Auch physikalische Belastungen können die Sicherheit auf Fluggasttreppen beeinträchti­gen. Lärm von Triebwerken oder eine unzu­reichende Dämpfung von Erschütterungen erschweren die Nutzung.

Besonders bei Wartungsarbeiten auf Treppen kann eine plötzliche Bewe­gung durch Bodenfahrzeuge oder das Ruckeln der Treppe bei der automatischen Höhenanpassung dazu führen, dass Personen das Gleichgewicht verlieren.

Unfälle vermeiden

Um Unfälle zu verhindern, sind sowohl techni­sche als auch organisatorische Maßnahmen nötig. Flughafenbetreiber und Airlines müs­sen Fluggasttreppen regelmäßig warten und sicherstellen, dass sie jederzeit betriebsbe­reit sind. Dazu gehören tägliche Sichtkontrol­len sowie wiederkehrende Prüfungen durch geschultes Fachpersonal. Vor jeder Nutzung sollte überprüft werden, ob die Stufen sauber und unbeschädigt sind, die Nachführeinrich­tung einwandfrei funktioniert und alle Siche­rungssysteme intakt sind. Auch eine klare Kennzeichnung von Gefahrenstellen, etwa Quetsch- oder Scherstellen, trägt zur Unfall­prävention bei.

Neben technischen Maßnahmen spielt auch das Verhalten der Nutzenden eine entschei­dende Rolle. Wer eine Fluggasttreppe benutzt, sollte immer den Handlauf nutzen, kein schwe­res Gepäck tragen und auf die Umgebung ach­ten. Hektik und Ablenkung sind häufige Unfall­ursachen, ebenso wie eine Fehleinschätzung der eigenen Trittsicherheit. Wer sich bewusst und kontrolliert auf den Stufen bewegt, redu­ziert das Sturzrisiko erheblich. Unternehmen müssen zudem ihre Mitarbeitenden regelmä­ßig in Sicherheitsfragen schulen und je nach Tätigkeit die geeignete persönliche Schutzausrüstung auswählen, etwa rutschfestes Schuhwerk. Besonders das Bodenpersonal, das Fluggasttreppen positioniert und bedient, muss über potenzielle Gefahren und die kor­rekte Handhabung informiert sein. Betriebs­anweisungen und Sicherheitsunterweisungen helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.

Dr. Marc Sgonina
Redaktion SicherheitsProfi