
Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer sind echte Kommunikationsprofis: Sie erklären, hören zu und stellen sich immer wieder auf neue Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner ein. Doch Kommunikation umfasst mehr als Worte – auch Auftreten, Mimik und Körperhaltung spielen mit. Wer freundlich und aufmerksam wirkt, schafft eine angenehme Atmosphäre. Wichtig sind klare Absprachen, bewusstes Zuhören und, dass zentrale Punkte schriftlich festgehalten werden, besonders im Team.
Ein gutes Team bleibt auch in Stresssituationen handlungsfähig. Klare Zuständigkeiten und gegenseitiger Respekt sind dabei entscheidend. Kritik sollte sachlich und zeitnah, Lob nicht zu knapp geäußert werden. Wer sich wertgeschätzt fühlt, arbeitet motivierter. Schwierige Diskussionen gelingen besser, wenn Gedanken zunächst schriftlich geordnet werden. Das bringt Struktur und führt schneller zum Ziel.
Feedback zu geben ist nicht immer einfach. Ob im Umgang mit Fahrschülerinnen und Fahrschülern oder im Team: Es gilt, ehrlich, sachlich und konstruktiv zu bleiben. Eigene Erfahrungen helfen, Rückmeldungen besser anzunehmen. Optimal ist Feedback direkt nach der Fahrstunde – dann bleibt es konkret.
Fahrschülerinnen und Fahrschüler schätzen es, wenn Lehrende souverän und ruhig bleiben – besonders in stressigen Situationen.
Emotionen auf der Straße
Im Straßenverkehr spielen Gefühle bei allen Beteiligten eine zentrale Rolle. Wut, Angst und Ärger können die Aufmerksamkeit stark einschränken und zu riskantem Verhalten führen. Aufkommender Ärger erschwert es, ruhig zu bleiben. Das ist menschlich, aber gefährlich. „Beim Fahren erwarten wir, unser Ziel schnell, störungsfrei und komfortabel zu erreichen. Funkt uns jemand dazwischen, entstehen Frust und Ärger“, sagt Dr. Thomas Wagner, Fachbereichsleiter der amtlich anerkannten Begutachtungsstellen für Fahreignung beim DEKRA.
Und was genau passiert da in unserem Inneren? Wagner: „Bei Ärger entstehen schnell Revanche-Fantasien – etwa wegen empfundener Behinderung. Unser Gehirn blendet dann situative Gründe aus und macht das Verhalten des anderen zur Charakterfrage. Wenn jemand dicht auffährt, denken wir nicht: Die Person ist abgelenkt, sondern: Das ist ein aggressiver Drängler. Das schlägt sich negativ auf unser Fahrverhalten nieder.“
Deshalb gilt: frühzeitig gegensteuern – bei sich selbst und bei Fahrschülerinnen und Fahrschülern. Der konstruktive Umgang mit Stress gehört in den Unterricht. Wer bewusst durchatmet oder kurz pausiert, findet schneller zur Gelassenheit zurück. „In unserer leistungsorientierten Gesellschaft gelten Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen als positiv. Wer mit Regelverstößen durchkommt, fühlt sich oft sogar belohnt. Das fördert sorgloses Fahren“, erklärt Wagner.
Als Fahrlehrerin oder Fahrlehrer sind Sie auf der Straße ein wichtiges Vorbild für Ihre Fahrschülerinnen und Fahrschüler: Bleiben Sie bei Regelverstößen anderer Verkehrsteilnehmenden ruhig und gelassen. Ordnen Sie die Situation freundlich ein. Statt sich über andere zu ärgern, reicht es oft, die Perspektive zu wechseln. Vielleicht hatte das Verhalten der anderen Fahrenden gute Gründe.
Thematisieren Sie diese Techniken aktiv. Wagner betont: „Wer Vorbild sein will, braucht eine positive Einstellung zur Straßenverkehrs-Ordnung. Fehlende Authentizität schadet der Beziehung.“
» Bei Ärger auf der Straße entstehen schnell Revanche-Fantasien. Die Aggression steigt weiter. «
Dr. Thomas Wagner
DEKRA Dresden
Konflikte im Auto
Auch im Fahrschulauto kann es brodeln. Druck durch Erwartungshaltung kann zu Frustration führen. Da entstehen auf Schülerinnen- und Schülerseite oft mehr Fahrfehler. Hier ist es sinnvoll, das Training kurz zu unterbrechen und das Thema später in Ruhe zu besprechen. Emotionen wie Wut oder Angst sind schlechte Begleiter. Auch im Team sollten Konflikte offen und respektvoll angesprochen werden.
Fahrschülerinnen und Fahrschüler schätzen es, wenn Lehrende souverän und ruhig bleiben – besonders in stressigen Situationen. Gezielt nachfragen, klar erklären und die Reihenfolge der Handlungen immer wieder betonen. Das gibt Sicherheit. Eine kurze Vor- und Nachbesprechung hilft, Missverständnisse zu vermeiden: Wie fühlt sich die Fahrschülerin oder der Fahrschüler? Gibt es offene Fragen?
Auch das Thema Smartphone sollte frühzeitig angesprochen werden: Handy aus! Auch bei Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern. Wer das konsequent vorlebt, vermittelt glaubwürdig, wie wichtig volle Konzentration im Straßenverkehr ist.
Gute Kommunikation schafft ein angenehmes Miteinander und ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Wer klar spricht, aufmerksam zuhört und ruhig bleibt, kann Missverständnisse und gefährliche Situationen häufig schon im Ansatz vermeiden – in der Fahrschule, im Team und im Straßenverkehr.
Dr. Marc Sgonina
Redaktion SicherheitsProfi
Umgang mit Konflikten
- Sprechen Sie Konflikte frühzeitig an und stellen Sie auch unangenehme Themen regelmäßig zur Diskussion.
- Machen Sie deutlich, dass Sie das Problem verstehen wollen.
- Lassen Sie Ihre Gesprächspartnerin bzw. Ihren Gesprächspartner immer ausreden, hören Sie aktiv zu.
- Bleiben Sie sachlich, vermeiden Sie Spott, Ironie und Lebensweisheiten.
- Achten Sie auf die eigene Körpersprache.
- Formulieren Sie Ihre Aussagen in der Ich-Perspektive, beispielsweise: „Ich möchte, dass wir besser zusammenarbeiten“ anstatt: „Du musst besser mit den anderen zusammenarbeiten.“
- Begründen Sie Ihre Entscheidungen.
Weiterführende Informationen
Arbeitsplatz Fahrschule
Broschüre der BG Verkehr
Emotionen im Straßenverkehr
Themenseite der BG Verkehr