
Wohl kaum ein Sinnesorgan ist für unsere Wahrnehmung so wichtig wie das Auge – im Alltag wie auch im Berufsleben. Die Augen liefern uns Informationen über unsere Umgebung, wir sehen den Raum, Farben und Licht, Bewegungen und Abstände. Auch für die zwischenmenschliche Kommunikation sind unsere Augen entscheidend. Trotz allem kommt es häufig zu Nachlässigkeiten, die Verletzungen zur Folge haben. Der Verlust eines Auges führt übrigens zur Seedienstuntauglichkeit!
Augenverletzungen gehören in der Branche Seeschifffahrt und Fischerei nach wie vor zu den Unfallschwerpunkten. Die Kampagne „Schütze Deine Augen und bleib an Bord“ thematisierte im Jahr 2022, wie wichtig es ist, konsequent eine Schutzbrille zu tragen (eine Initiative des Seeärztlichen Dienstes der Dienststelle Schiffssicherheit und des Geschäftsbereichs Prävention der BG Verkehr sowie des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr). An der Anzahl der Unfälle mit Augenverletzungen hat sich leider wenig geändert. Anlass genug, um dieses Thema noch einmal „ins Auge zu fassen“.
Typische Gefährdungen und Belastungen
Aus den Unfallanzeigen, die bei der BG Verkehr eingehen, wird deutlich, welche Tätigkeiten und Besonderheiten bei der Arbeit auf See riskant für die Augen sind.
Schleifen und Entrosten
Bei Arbeiten mit Schleifwerkzeugen oder mit Nadelentrostern wirbeln oft Rost- und Farbpartikel oder Staub auf. Falls sie ins Auge dringen, können sie die Hornhaut verletzen sowie zu Entzündungen führen. Bei Funkenflug, wie zum Beispiel bei Arbeiten mit dem Winkelschleifer, können sich Metallspäne regelrecht in die Hornhaut einbrennen.
Chemikalien
Beim Umgang mit Chemikalien oder Reinigungsflüssigkeiten können Spritzer ins Auge gelangen. Die Folgen reichen von Irritationen bis zu Verätzungen.
Schweißen
Beim Elektroschweißen kann es zum sogenannten Verblitzen der Augen kommen. Durch die künstlich erzeugte UV-Strahlung wird die Hornhaut geschädigt. Vor solchen Verletzungen sollten sich übrigens auch die Personen schützen, die beim Schweißen assistieren oder als Sicherungsposten (Brandschutz) in der Nähe stehen.
Infektionen
Gelangen Bakterien oder Viren ins Auge, kann daraus eine Entzündung entstehen. Am häufigsten ist die Bindehautentzündung. Besondere Sorgfalt gilt deswegen bei Arbeiten in belasteten Umgebungen – zum Beispiel beim Reinigen der Klimaanlage, Sortieren von Abfällen oder Arbeiten an der Abwasseranlage. Hier gilt es, abgesehen vom angepassten Augenschutz, die notwendigen Hygienemaßnahmen einzuhalten.
Sonne
Wird das Auge ungeschützt der intensiven natürlichen UV-Strahlung ausgesetzt, sind sowohl akute als auch langfristige Schäden an Hornhaut, Netzhaut und Linse möglich. Sie können zu einer massiven Minderung des Sehvermögens führen (grauer Star).
Wind
Frische Brisen sind an Bord die Regel. Der Wind kann Sand und Staub aufwirbeln oder in bestimmten Klimazonen über mehrere Kilometer vom Richtung Wasser transportieren.
Fischerei
Auch hier sollten die Schutzmaßnahmen und Hygieneregeln beachtet werden. Typische Auslöser für Verletzungen oder Entzündungen sind Fischschleim oder Schuppen, die ins Auge gelangen.
Sicherer Durchblick
Der beste Schutz für die Augen ist eine gut sitzende Brille, die auch getragen wird! Schutzbrillen gehören zu den persönlichen Schutzausrüstungen. Sie werden nach den spezifischen Anforderungen an Bord ausgewählt und jedem Crewmitglied persönlich zur Verfügung gestellt (nutzen mehrere Personen eine Brille gemeinsam, muss sie nach dem Tragen gereinigt und desinfiziert werden). Achten Sie bei der Beschaffung auf die Prüfzeichen.
Sie brauchen in der Regel mindestens drei verschiedene Modelle:
- Vor Staub, Partikeln oder Flüssigkeiten schützen eng anliegende Korbbrillen mit Dichtflächen an den Rändern. Diese lassen sich auch mit UV-Schutzfunktion kombinieren. Für Brillenträger gibt es Modelle, die man über der Sehhilfe trägt.
- Zum Schutz vor der UV-Strahlung eignen sich Sonnenbrillen mit einem UV-400-Filter und ausreichend Seitenschutz.
- Beim Schweißen muss ein geeigneter Gesichtsschutz oder Schweißhelm getragen werden. Ausrüstungen mit automatischer Verdunklungstechnologie gehören mittlerweile zum Stand der Technik.

Was tun, wenn es doch mal ins Auge geht?
Um Partikel oder Flüssigkeiten zu entfernen, spült man das Auge so schnell wie möglich mit einer isotonischen Augenspülung. Sollten sich Fremdkörper nicht ausspülen lassen, kann geschultes Personal mithilfe der in der Bordapotheke vorhandenen Magneten und Schlinge versuchen, die Fremdkörper ohne Krafteinsatz vorsichtig zu entfernen. Vor der Gabe von Schmerzmitteln und antiseptischen oder antibiotischen Salben ist grundsätzlich eine funkärztliche Beratung erforderlich. Sollte es nicht gelingen, einen Fremdkörper zu entfernen, muss der Verletzte schnellstmöglich zum Arzt.
Alexander Engel
Referat Seeschifffahrt und Fischerei der BG Verkehr
Weiterführende Informationen
Modul A2 – Augen- und Gesichtsschutz
Handbuch See der BG Verkehr
(Das Handbuch See wird zurzeit überarbeitet und steht nur digital zur Verfügung.)