Ein Mann mit Fahrradhelm auf dem Kopfliegt neben einem umgestürzten Fahrrad.
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Flexibel, gesund, schadstofffrei und be­sonders in Innenstädten oft schneller als ein Pkw: Es ist kein Wunder, dass Fahr­räder mit und ohne Unterstützung eines Elektromotors besonders in der urbanen Zu­stelllogistik immer häufiger genutzt werden. Auch Pendlerinnen und Pendler sehen im Rad zunehmend eine vollwertige Alternative zum ÖPNV oder zum Automobil.

Das macht sich leider auch bei den Unfall­zahlen bemerkbar. An den meldepflich­tigen Arbeits- und Dienstwegeunfällen der BG Verkehr im Straßenverkehr haben Fahrrad und Pedelec laut einer stichpro­benartigen Auswertung einen Anteil von 23 Prozent. Das ist Platz zwei hinter dem Pkw (31 Prozent) und knapp vor dem Lkw über 7,5 t (22 Prozent). Die Deutsche Ge­setzliche Unfallversicherung (DGUV) melde­te für 2023 bereits 37.000 Arbeits-, Dienst­wege- und Wegeunfälle von Pedelec und Radfahrenden im Straßenverkehr.

Hoher Anteil von Alleinunfällen

„Was uns bei Fahrrädern und Pedelecs auffällt, ist der hohe Anteil an Alleinun­fällen“, sagt Maraike Tonzel, Leiterin des DGUV Sachgebiets „Verkehrssicherheit in der Arbeitswelt“. Als Alleinunfälle definiert sind Verkehrsunfälle, bei denen es keinen Unfallgegner gibt. Beispiele sind Stürze oder das Abkommen von der Fahrbahn. Über alle Branchen hinweg beträgt der An­teil der Alleinunfälle laut Auswertung der BG Verkehr 34 Prozent. In den Branchen, in denen Fahrräder und Pedelecs eingesetzt werden, liegt er deutlich höher. Beispiel: Bei den 643 Unfällen in der Lebensmittel­auslieferung waren in 583 Fällen Fahrräder oder Pedelecs involviert. Davon waren zwei Drittel Alleinunfälle.

Unbestritten ist, dass Beschäftigte auf zwei Rädern oft Opfer von schwierigen Wetterbe­dingungen oder Straßenverhältnissen wer­den. Aber wie bei anderen Verkehrsmitteln auch ist die Hauptunfallursache meistens dem persönlichen Verhalten zuzuordnen. Hier will der Deutsche Verkehrssicherheitsrat im Rahmen seiner aktuellen Schwerpunktak­tion Abhilfe schaffen.

„Bei mehr als 10.000 Unfällen mit Personen­schaden im Jahr 2023 war die Hauptursa­che die falsche Straßenbenutzung von Rad­fahrenden“, heißt es in der Broschüre zur Schwerpunktaktion des Deutschen Verkehrs­sicherheitsrats (DVR) unter Bezugnahme auf die offizielle Verkehrsstatistik.

Weitere 5.000 Unfälle mit Personenschä­den wurden durch die Missachtung der Vorfahrtsregeln verursacht. Auch die Nut­zung von Smartphones und anderen Kom­munikationsgeräten während der Radfahrt sorgt für zahlreiche Verletzungen. Ein zwei-sekündiger Blick auf das Handy verursacht 14 Meter Blindflug. Wer für ein Telefonat eine Hand vom Lenker nimmt, erhöht die Sturzgefahr. Und die Nutzung von Kopfhörern verringert die lebenswichtige Wahr­nehmung von Verkehrsgeräuschen.

Radhelme schützen wirksam

Natürlich sind längst nicht immer die Rad­fahrenden schuld, wenn es kracht. Aber viele Beschäftigte und Arbeitgebende könnten mehr tun, um sicher durch den Verkehr zu kommen. Da ist zum einen das Thema „Fahrradhelm“. Für Fahrräder und normale Pedelecs (bis 25 km/h) gibt es kei­ne Helmpflicht, lediglich für S-Pedelecs (bis 45 km/h) sind Helme vorgeschrieben. Trotz­dem tragen 44 Prozent aller Radfahrenden laut einer Studie der Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) Helme.

Aus gutem Grund: Medizinische Studien be­legen eindeutig, dass der Helm besonders bei schweren Stürzen Kopfverletzungen mil­dert oder vermeidet – vorausgesetzt, man trägt ihn richtig.

BG Verkehr ist mit dabei

„Um unsere Versicherten für die Gefahren auf dem Fahrrad und dem Pedelec zu sen­sibilisieren, werden wir uns in diesem Jahr aktiv an der Schwerpunktaktion des DVR beteiligen, die unter dem Motto ‚Sichere Radfahrmobilität auf Arbeits- und Dienst­wegen‘ steht“, kündigt Dr. Nadja Schilling, Leiterin der Fachgruppe Verkehrssicherheit bei der BG Verkehr, an. 

Björn Helmke
Redaktion SicherheitsProfi

Rotes Fahrrad
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