Nachdenklicher Matrose schaut aus einem Schiffsfenster raus auf die unruhige See
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Erst im letzten Jahr musste die Fischerei den schmerzlichen Verlust eines Besatzungsmitglieds hinnehmen. Der junge Mann war auf der Rückfahrt zum Ankerplatz beim Reinigen des Decks über Bord gefallen. Er trug keine Arbeitssicherheitsweste, das war formal betrachtet auch korrekt. Die sofort eingeleitete Rettungssuche blieb erfolglos – der Verunglückte konnte erst Tage später tot geborgen werden. Ein tödlicher Unfall wie dieser sollte Anlass sein, mögliche Ursachen und unfallbegünstigende Umstände grundsätzlich zu überdenken.

Schwierige Suche auf See

Meist bemerkt niemand unmittelbar, dass eine Person über Bord gegangen ist. Mit jeder Minute, die verstreicht, wächst der Suchbereich – schnell handelt es sich um zwei bis drei Seemeilen. Der Seegang macht es schwer, eine Person zu erkennen – zumal man von Bord aus nur einen relativ kleinen Teil der See überblicken kann (anders als bei einer Suche mit dem Rettungshubschrauber). Und die Arbeitskleidung in der Fischerei ist in der Regel nicht hochsichtbar.

Persönliche Schutzausrüstung (PSA) klug auswählen

Arbeitssicherheitswesten gibt es in verschiedensten Ausführungen (zum Beispiel in Neongelb). Zum Zubehör gehören unter anderem Rettungssender, LED-Leuchten und Schritt-gurte. Vor der Anschaffung steht eine Gefährdungsbeurteilung für unter-schiedliche Arbeitsbedingungen. Daraus ergibt sich, welche Arbeitssicherheitsweste am besten vor den erkannten Risiken schützt. In der Fischerei muss die Arbeitssicherheitsweste mindestens 275N Auftrieb haben. Sie muss immer über dem Ölzeug getragen werden! Tragepflicht besteht immer dann, wenn die Möglichkeit besteht, über Bord zu fallen. Bei der Arbeit dürfen nur geprüfte Westen getragen werden (Prüffristen siehe Angaben des Herstellers), die mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet sind. Überprüfen Sie Ihre Ausrüstung und vergewissern Sie sich, dass alle vorhandenen Westen den Anforderungen genügen.

Rettungssender unterstützen bei der Suche

Ein Rettungssender an der Weste unterstützt die Suche nach vermissten Personen enorm. Je nach Ausführung aktiviert dieser ein AIS-Signal oder ein DSC Distress Call. Die Wirksamkeit dieser Systeme hängt von verschiedenen Einflüssen ab. Es ist sinnvoll, sich vor der Anschaffung mit anderen Betrieben auszutauschen und fachkundige Beratung einzuholen. Die Suche nach einer über Bord gegangenen Person gleicht oft der sprichwörtlichen Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Im Falle eines Falles ist man für jede Chance dankbar.

Unterweisung bringt Mehrwert

Besatzungsmitglieder, die Arbeiten ausführen, bei denen das Tragen von PSA gegen Ertrinken erforderlich ist, müssen im sicheren Umgang mit Arbeitssicherheitswesten unterwiesen sein. Dazu gehören auch praktische Übungen. Nutzen Sie die Unterweisung, um die Beschäftigten mit der fachgerechten Anwendung der lebenswichtigen PSA vertraut zu machen, und weisen Sie Ihre Mitarbeitenden auch im Alltag auf die Tragepflicht hin. Nur so kann die Arbeitssicherheitsweste zur vertrauten Normalität werden, die im Notfall ein Menschenleben rettet. Wenn Sie Beratung brauchen, wenden Sie sich gern an Ihre zuständige Aufsichtsperson von der BG Verkehr. Noch mehr Hinweise zur PSA und zum sicheren Arbeiten in der Fischerei finden Sie im Handbuch See, Module A8 sowie F 1.2.

Johann Poppinga
Fachreferent für Fischerei bei der BG Verkehr