
Die wohl bekannteste Art der Krankheitsübertragung ist die Tröpfcheninfektion. „Beim Niesen, Husten oder beim Sprechen werden winzige Tröpfchen in die Luft geschleudert. Mit diesen Tröpfchen verbreiten sich auch Viren und Bakterien, wie zum Beispiel Grippeviren oder das Coronavirus“, erklärt Dr. med. Bernd Mützel, Leiter Abteilung Arbeits- und Verkehrsmedizin sowie Arbeitspsychologie bei der BG Verkehr. Diese Tröpfchen bleiben manchmal länger in der Luft und erreichen andere Menschen über mehrere Meter hinweg. Was können Crewmitglieder tun? „Der beste Schutz: ‚Halten Sie möglichst Abstand‘ ist leider immer einfacher gesagt als getan. Gerade in geschlossenen Räumen oder wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen sind“, sagt Mützel. Dann ist ein zusätzlicher Schutz durch das richtige Tragen von geeigneten Mund- Nase-Bedeckungen oder Atemschutzmasken (siehe Kasten) sinnvoll.
Infektion durch Berührung
Bei Schmierinfektionen können Krankheitserreger durch direkten Kontakt oder über Oberflächen übertragen werden. „Dies geschieht etwa, wenn jemand in die Hand niest und diese dann einer anderen Person reicht“, erläutert Mützel. Zwar denkt man zunächst an Blut oder verschmutzte Toiletten, aber es ist oftmals viel banaler: An Türklinken, Tablets oder anderen oft berührten Gegenständen haften Keime und werden so übertragen. „Sobald Sie Ihr Gesicht, insbesondere Mund, Nase oder Augen, mit den Händen berühren, haben die Erreger leichtes Spiel. Beobachten Sie einfach einmal, wie oft Sie sich täglich unbewusst ins Gesicht fassen. Versuchen Sie danach bewusst, dies zu reduzieren“, rät Mützel. Übrigens: Wer niesen oder husten muss, sollte dies in die Armbeuge tun, um Hände keimfrei zu halten. Auch das regelmäßige gründliche Waschen der Hände hilft – 20 bis 30 Sekunden sind dabei die goldene Regel. „Die alte Benimmregel ‚Nach dem WC und vor dem Essen: Hände waschen nicht vergessen!‘ hat nichts von ihrer Bedeutung verloren“, so Mützel. Wenn kein Waschbecken mit Seife zur Verfügung steht, sollten Betroffene zum Desinfektionsmittel greifen. Wichtig dabei: Die Hände müssen etwa 30 Sekunden lang eingerieben werden, damit das Mittel seine Wirkung entfaltet. „Aber Vorsicht: Zu viel Desinfektion reizt die Haut und schädigt sie mit der Zeit. Also gehört zur angemessenen Hautdesinfektion auch ein gutes Hautpflegemittel“, erinnert Mützel.
Die alte Benimmregel ,Nach dem WC und vor dem Essen: Hände waschen nicht vergessen!‘ hat nichts von ihrer Bedeutung verloren.
Die richtigen Handschuhe, die z. B. beim Servieren getragen werden, bieten nur kurzfristigen Schutz. Sie tragen jedoch ebenfalls zur Keimübertragung oder Hautschädigung bei, wenn sie beispielsweise unsachgemäß ausgezogen oder nicht sofort entsorgt werden. „Zu langes Tragen ist übrigens auch nicht ratsam. Die Handschuhe verlieren nach einiger Zeit ihre Schutzwirkung. Außerdem schwitzen die Hände in den Handschuhen. Feuchte Haut wiederum erleichtert den Krankheitserregern das Eindringen. Insofern ist die Kombination aus Desinfektion und Hautpflege besser als längeres Tragen von Handschuhen“, ergänzt Mützel.
Lebensmittelinfektionen
Geht das Flugpersonal während des Layover essen, lauern auch hier Infektionsgefahren. Besonders, wenn verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukte nicht korrekt gekühlt werden, wird es gefährlich. Viren und Bakterien mit Namen wie Salmonellen, Listerien, Campylobacter oder Escherichia Coli bleiben an Lebensmitteln haften, ohne dass Menschen dies schmecken oder riechen. Die Kühlkette muss immer eingehalten werden. „Das schützt nicht nur Passagierinnen und Passagiere, sondern auch die Crew vor unangenehmen Magen-Darm- Erkrankungen“, erklärt Mützel. Ansonsten gilt für Lebensmittel vor allem in den warmen Regionen: „Kochen, waschen, schälen oder nicht essen.“
Wasser ist ein weiteres Medium, über das Krankheitserreger in den Körper gelangen – sei es durch Trinkwasser, Eiswürfel oder verunreinigtes Wasch- und Badewasser. An Bord spielt diese Gefahr kaum eine Rolle, aber im Layover, besonders in Ländern mit schlechteren hygienischen Bedingungen, sollten Sie vorsichtig sein. „Verwenden Sie zum Zähneputzen besser Wasser aus Flaschen und lassen Sie vor der Nutzung das Wasser aus dem Hahn oder Duschkopf erst einmal etwas laufen. Wechseln Sie dabei auch von ganz kalter zu ganz heißer Einstellung und wieder zurück. In länger ungenutzten Wasserleitungen vermehren sich Legionellen und andere Keime. Achten Sie darauf, möglichst wenig Sprühnebel einzuatmen. Das minimiert das Risiko, Keime aufzunehmen“, sagt Mützel.
Masken richtig nutzen
- Vor dem Aufsetzen der Maske die Hände gründlich waschen.
- Die Maske sollte eng anliegen und darf während des Tragens nicht berührt werden.
- Beim Abnehmen nur die seitlichen Bänder berühren und anschließend erneut die Hände waschen.
- Getragene und ungetragene Masken getrennt aufbewahren, am besten in wiederverschließbaren Plastikbeuteln.
Krankheiten durch Tiere
Oftmals wird vergessen: An vielen Reiseorten gibt es streunende Katzen, Hunde und andere Kleintiere. Diese kleinen Fellpfoten zu streicheln ist alles andere als ratsam, denn die Tiere sind oftmals mit Viren, Bakterien oder Parasiten infiziert. Beispielsweise Krätze, Pilzerkrankungen, Toxoplasmose oder Würmer werden so übertragen und verursachen Infektionen und Hautentzündungen. Deutlich seltener, aber dramatisch, ist eine Verletzung durch ein Tier mit Tollwut – denn die ist für Menschen ohne Impfschutz und ohne sofortige ärztliche Behandlung tödlich. Für Länder mit Tollwutgefahr sind neben einer Gefährdungsbeurteilung auch die Kenntnis über ärztliche Versorgungsstellen vor Ort und deren schnelle Erreichbarkeit unbedingt notwendig.
Ob eine Infektion tatsächlich zu einer Erkrankung führt, hängt von der Menge der aufgenommenen Keime und der eigenen Immunabwehr ab. Mützel rät: „Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung stärken Ihre Abwehrkräfte.“ Auch die richtigen Impfungen bieten einen wirksamen Schutz vor vielen Infektionskrankheiten. Besonders bei Reisen in tropische Gebiete, wo das Immunsystem mit fremden Krankheitserregern konfrontiert wird, steigt das Infektionsrisiko erheblich. Der Impfschutz sollte also unbedingt dem jeweiligen Reiseziel angepasst werden. In bestimmten Regionen kann auch eine Malariaprophylaxe sinnvoll sein. Zusätzlich schützt man sich durch Maßnahmen wie lange Kleidung und Insektenschutzmittel vor Stichen und Infektionen. Mützel fügt hinzu: „Die regelmäßige betriebsärztliche Beratung ist dabei nicht nur bei Vorerkrankungen eine gute Empfehlung.“
Dr. Marc Sgonina
Redaktion SicherheitsProfi
Weiterführende Informationen
Sicher abheben, gesund landen
Broschüre der BG Verkehr